Folk(lore)festival, Folkfest

Die DDR-offene Folkwerkstatt im Oktober 1976 im Studentenklub der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst war de facto das erste landesweite Folkfestival. 600 Besucher erlebten an drei Tagen Konzerte von zehn Gruppen und vier Solisten. Außer der gastgebenden Band Folkländer gehörten dazu Skye aus Ost-Berlin, Enniskillen aus Greifswald und Brummtopf aus Erfurt.

Liedehrlich aus Gera 1980 beim Berliner Folklorefest im Haus der jungen Talente (Foto: Jürgen Hohmuth/zeitort)

Eine Nummer größer waren die von der FDJ von 1978 bis 1982 im Ost-Berliner Haus der jungen Talente veranstalteten Folkfestivals. Hier spielten vor über 2000 Besuchern die wichtigsten Folkbands der DDR und einige aus dem Ausland. Clou des 1981er Folkfestes in Berlin war der Auftritt der Hektik Drive Bigband, in der Musiker aus zwölf Gruppen zum Mitmach-Volkstanz aufspielten.

Kleinere Folkfestivals gab es ab Ende der siebziger Jahre u. a. in Erfurt, Potsdam, Hoyerswerda, Ilmenau, Halle, Wismar und Plauen. Veranstalter waren Studenten- oder Jugendklubs bzw. Kabinette für Kulturarbeit, meist gemeinsam mit ortsansässigen Folkbands. 1981 versuchte die Berliner Band Polkatoffel in der Gemeinde Friedrichswalde nordöstlich von Berlin ein DDR-weites Folkfestival zu organisieren, praktisch privat – nur mit dem Dorfklub als gesellschaftlichem Träger. Das endete mit dem Verbot der Veranstaltung.

1978 wurde während der Arbeiterfestspiele erstmals ein Folklorefestival ausgerichtet. Seitdem war das jedes Mal der Fall. Neben professionellen und Amateur-Folkloreensembles („Trachtenfolklore“) waren daran auch Bands der Folkszene beteiligt.

Als langlebigstes ostdeutsches Folkfestival erwiesen sich die Ilmenauer Folkloretage im Thüringer Wald. 1978 erlebten sie ihre Premiere und 2015 den mittlerweile 32. Jahrgang. Das Tanzhausfest in Leipzig fand zu Himmelfahrt 2015 zum 30. Mal statt. Unter dem Motto „Wir sind das Folk“ kam die Folkszene in und um Rostock zwischen 1990 und 2007 jedes Jahr zusammen, immerhin 18 Mal.