Kabinett für Kulturarbeit

Aufgabe dieser Kabinette, die seit Anfang der sechziger Jahre in allen 15 Bezirken und 250 Kreisen der DDR bestanden, war die „Entwicklung und Förderung der ehrenamtlichen Kulturarbeit durch ideologische und fachlich-methodische Unterstützung für Volkskünstler und Klubarbeiter“ – das eine war nur zusammen mit dem anderen zu haben. Ein Bezirkskabinett hatte im Schnitt 15 bis 20 ehrenamtliche Arbeitsgemeinschaften (AGs) anzuleiten, ein Kreiskabinett acht bis zwölf. Zu ihren Aufgaben gehörten Leistungsvergleiche und Werkstätten für die verschiedenen Volkskunstsparten und die Unterstützung ehrenamtlich geleiteter Klubs. Unterstellt waren die Kabinette dem Ratsmitglied für Kultur des jeweiligen Bezirks, Kreises bzw. einer Stadt wie Leipzig oder Erfurt; von dort erhielten sie ihr Budget.

Die Kabinette für Kulturarbeit stellten unter den Kulturbehörden die wichtigsten Partner der Folkbands dar. An sie wandte sich, wer eine Amateurpappe, also eine Spielerlaubnis brauchte. Ohne Unterstützung durch das zuständige Kabinett hätten die Bands weder Liederhefte herausgeben noch Folklorefestivals und Folkwerkstätten veranstalten können. Oft wurden für solche Projekte Förderverträge mit den Bands abgeschlossen, z. B. 1980 in Erfurt mit Brummtopf und Saitensprung. Folkländer gewann 1978 das Kabinett für Kulturarbeit der Stadt Leipzig als gesellschaftlichen Träger. Auch manches teure Musikinstrument, wie eine in Markneukirchen gebaute Drehleier oder ein importierter böhmischer Dudelsack, wurde über ein Kabinett für Kulturarbeit finanziert. Zwei Mitglieder der Landleute in Neubrandenburg waren ab 1983 im dortigen städtischen Kabinett für Kulturarbeit fest angestellt. Träger des 1984 in Leipzig gegründeten Folkklubs waren Bezirks- und Stadtkabinett für Kulturarbeit.

Wie erfolgreich die nie spannungsfreie Kooperation war, hing wesentlich von der personellen Besetzung des jeweiligen Kabinetts ab. Eine interne Analyse des Zentralhauses für Kulturarbeit benannte 1989 als Probleme die mangelnde fachliche Qualifikation vieler Mitarbeiter (50 Prozent ohne adäquaten Hoch-, Fach- oder Spezialschulabschluss), die Überlastung und die Unterfinanzierung, außerdem die ungenügende Ausstattung der Kabinette mit Technik und Fahrzeugen.