Tanzhaus

Das ungarische Folk-Revival der siebziger Jahre war stark durch den Volkstanz geprägt. Bands der Tanzhaus-(Táncház-)Bewegung wie Sebő, Muzsikás oder Vízöntő spielten alte Bauerntänze, die Bartók und Kodály in den zwanziger und dreißiger Jahren vor allem in Ungarn und Rumänien aufgezeichnet oder die sie selbst beim „Nachsammeln“ in Siebenbürgen gefunden hatten. Tanzmeister und Vortanzpaare zeigten den jungen Leuten in den städtischen Klubs, wann geschritten und wann gesprungen wird, wie der Partner bzw. die Partnerin zu fassen ist. In 30 Orten der Ungarischen Volksrepublik gab es 1978 solche Tanzhäuser. Die Táncház-Methode, 2011 von der UNESCO als beispielhaft für die Überlieferung immateriellen Kulturerbes gelobt, wurde schon 1979/80, also drei Jahrzehnte früher, von der DDR-Folkszene übernommen. Nicht zufällig wählte 1981 die Tanzgruppe der Berliner Band JAMS den Namen Tanzhaus. Gleiches gilt für die internationalen Tanzhausfeste ab 1986 in Leipzig. Vom Tanzhaus in der thüringischen Gemeinde Benshausen, in dem seit 1977 Dorfbewohner aller Altersgruppen tanzen, erfuhr man in der Folkszene erst mit einiger Verspätung.