1976

Eröffnung des Palastes der Republik in Berlin +++ IX. SED-Parteitag wählt Erich Honecker zum Generalsekretär +++ Einführung des »Babyjahres« mit 80%iger Lohnfortzahlung +++ Zusammenstöße zwischen Trampern und Volkspolizei bei Altenburgs 1000-Jahr-Feier +++ Soweto- Aufstand in Südafrika +++ Sowjetunion und DDR gewinnen die meisten Medaillen bei den Olympischen Spielen in Montreal +++ Selbstverbrennung von Pfarrer Brüsewitz in Zeitz +++ Deutsche Reichsbahn lässt erstmals Städte-Expresszüge fahren +++ Wolf Biermann wird nach seinem Konzert in Köln ausgebürgert, prominente DDR-Künstler protestieren, viele gehen später in den Westen +++ Wiedereröffnung des Bauhauses in Dessau +++ Einheitliche Rufnummer 115 für die Schnelle Medizinische Hilfe +++ In England kommt der Punk-Rock auf.

Gründung von Bettelsack (Halle), Brummtopf (Erfurt), Folkländer (Leipzig), Duo Frithjof Schultze (Irenschulle) und Issy (Greifswald/Potsdam), Skiffle Schwerin. Schon länger musizieren: Singeklub Oberweißbach (ab 1969, später Folkloregruppe der EOS Neuhaus, 1979 Folkloregruppe Neuhaus, ab 1982 Kantholz), Larkin (Berlin, 1972), Jack & Genossen (Berlin, 1973), Duo Helmut Eggebrecht/Uli Engel (Berlin, 1973), Bob und Helga Lumer (Berlin, 1974, später Bordun), Enniskillen (Greifswald, 1975), Piatkowski & Rieck (Rostock, 1975), Peter Schultze (Schottenschulle) mit sei- ner Band Skye (Berlin, 1975), Wind, Sand und Sterne (Stützengrün im Erzgebirge, 1975 ) u. a.


Juni 1976

Michaelstein. Zu Pfingsten (in späteren Jahren im Oktober) finden im einstigen Zisterzienserkloster nahe Blankenburg im Harz erstmals Chansontage statt. Ab 1976 avanciert Michaelstein zur Keimzelle einer unabhängigen Liedermacherszene, quasi als Gegenpol zu den offiziellen DDR-Chansontagen im Frankfurt/Oder. Bei den privat organisierten Werkstatt-Tagen tritt 1978 Jens-Paul Wollenberg erstmals auf, sie geben 1979 den Anstoß zur Gründung von Feuertanz in Ilmenau, hier spielen in den Jahren bis 1984 u. a. Gerhard Schöne, Dieter Beckert, Stefan Krawczyk, Hans-Eckardt Wenzel, Rainer Schulze, Dieter Kalka und Aufwind. 1982 gastiert dort die "Hammer-Rehwü" mit Karls Enkel (Berlin), Wacholder (Cottbus) und dem Duo Beckert/Schulz (Dresden). Als der Druck der Stasi auf den Leiter des gastgebenden Telemann-Kammerorchesters zu groß wird, fallen die Chansontage 1985 aus. Ausweichquartier wird 1986 das Dorfkulturhaus von Langeln bei Wernigerode. 1992 finden in Wernigerode die letzten Chansontage der Michaelsteiner Tradition statt.


Juli 1976

Erfurt. Das Krämerbrückenfest, seit 1975 jährlich ausgerichtet, wird wichtiger Auftrittsort und Treffpunkt von DDR-Folkbands. Brummtopf tritt Anfang Juli 1976 bei diesem Altstadtfest erstmals öffentlich auf. Auf der Bühne stehen außerdem Folkländer sowie Skye mit Schottenschulle und Ulli Sachse.


Oktober 1976

Leipzig. Folkländer lädt ein zur ersten DDR-offenen Folkwerkstatt im Grafikkeller, dem Studentenklub der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Zehn Gruppen und vier Solisten nehmen teil. An diesem Wochenende (29. bis 31. 10.) konstituiert sich eine eigenständige Folkszene. In den Konzerten und Sessions erklingt zu vier Fünfteln internationales Liedgut. Diskutiert wird über den Platz der Folklore in der DDR. Die nächste Werkstatt wird für Mai 1977 in Berlin vereinbart.