Arbeiterfestspiele

DDR-weite Leistungsschau des sogenannten Volkskunstschaffens (mit Volksfestcharakter). Arbeiterfestspiele fanden ab 1959 zunächst jährlich, ab 1972 alle zwei Jahre in jeweils einem anderen der 15 DDR-Bezirke statt. Veranstaltet wurden sie vom Kulturministerium gemeinsam mit der Einheitsgewerkschaft FDGB, den Künstlerverbänden und weiteren Organisationen. „Jetzt muss die Arbeiterklasse die Höhen der Kultur erstürmen und von ihnen Besitz ergreifen!“, hieß das Motto 1959 in Übereinstimmung mit der damaligen SED-Kampagne des „Bitterfelder Weges“.

Während der Arbeiterfestspiele konnten sich nichtprofessionelle Künstler, die sich bei Betriebs- oder Dorffestspielen dafür qualifiziert hatten, vor großem Publikum vorstellen, und zwar gemeinsam mit Berufskünstlern. So viel Öffentlichkeit und Medieninteresse hatte man sonst nicht. Außerdem konnte man Erfahrungen mit Kollegen aus anderen Bezirken austauschen. Für Laienkünstler war es eine Auszeichnung, bei den Arbeiterfestspielen auftreten zu dürfen. Vertreten waren alle Genres vom Amateurkabarett bis zum Zirkel schreibender Studenten, vom Bauerntheater über das Lehrerorchester bis zum Musik- oder Tanzensemble eines volkseigenen Industriebetriebes oder der dörflichen Blaskapelle. Kriterien bei der Programmgestaltung waren „Parteilichkeit, Volksverbundenheit, sozialistischer Ideengehalt, Lebensfreude, hohe künstlerische Qualität und Massenwirksamkeit“, wobei diese Kriterien natürlich in den siebziger oder achtziger Jahren anders definiert wurden als 1959.

1978 gehörte in Schmalkalden (Bezirk Suhl) erstmals ein Folklorefestival zum Programm. Daran waren, wenngleich am Rande, auch Folkbands beteiligt. Seit 1964 wurden (nichtdotierte) Goldmedaillen der Arbeiterfestspiele verliehen. Auch Folkbands gehörten zu den Ausgezeichneten: 1980 Folkländer mit Tanzgruppe Kreuz & Square (Leipzig) und das Duo Piatkowski & Rieck (Rostock); 1984 Zugvögel (Freiberg), 1986 Antiqua (Potsdam) und Landleute (Neubrandenburg); 1988 Spilwut (Senftenhütte) und Tüdderkram (Schwerin). Die Auszeichnung stärkte die Position der Bands in Verhandlungen mit den Kulturbehörden, z. B. wenn es um eine höhere Einstufung ging (Amateur- und Profi-Pappe).