Bandauto

auch: Auto

Anfangs reisten die meisten Folkbands zu auswärtigen Auftritten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, vor allem mit der Deutschen Reichsbahn. Als dann immer mehr Instrumente zu befördern waren, stieg man aufs Auto um. Studenten hatten selten einen eigenen Pkw. Also borgte man sich einen von Freunden oder von den Eltern. Doch nur knapp die Hälfte der DDR-Haushalte verfügte 1980 über ein Auto. Als Alternative blieb ein Leihwagen vom volkseigenen Kraftverkehrsbetrieb. Angelika Scheel (Brummtopf) erinnert sich: „Mit Voranmeldung, der Übergabe von diversen Kaffeepäckchen und einem bisschen Glück bekamen wir so ein Fahrzeug. Wenn es dann auch noch ohne Probleme oder Reparaturen fuhr, waren wir schon zufrieden.“ Pannen auf der Autobahn machten die Fahrt zur Mugge oder die Heimreise nicht selten zum Abenteuer.

Reifenpanne beim Trabant während Quitilingas Fahrt 1981 von Quedlinburg zum Malzhaus in Plauen (Foto: Sammlung Jens-Paul Wollenberg)

Schlanke Figur und geschicktes Einpacken waren wichtig, wenn die vier Musiker von Spälkram aus Rostock samt Kontrabass im geborgten Trabant unterwegs waren. Die Bandmitglieder von Wacholder fuhren sogar zu fünft im Trabant von Cottbus nach Erfurt, mitsamt 20 Musikinstrumenten. Einmal wurde dann noch der Kontrabass aufs Dach gebunden. „Der hat sich dann irgendwann verabschiedet. Es machte knack, und dann fiel vor der Windschutzscheibe der Hals runter und hinten der Korpus – bei voller Fahrt!“

Manche Bands kombinierten die Verkehrsmittel: Instrumente bzw. Technik reisten im Auto, die Musiker mit der Bahn. So hielten es die Folklore-Dickband aus Potsdam, Kapelle und Tanzgruppe von Lumich aus Leipzig sowie Fußfolk aus Karl-Marx-Stadt. Landluper aus Plauen war mit zwei Pkw vom Typ Wolga unterwegs. Die geräumigen Limousinen aus sowjetischer Produktion fuhren in der DDR häufig als Taxis. Erst nach der Wende erfuhr Landluper, dass einer der beiden Wolgas, samt Fahrer, vom MfS zur Verfügung gestellt worden war.

Horch aus Halle hatte nach „diversen Schwarzmarkt-Krücken“ einen Barkas ergattert. Der Kleinbus mit dem Wartburg-Motor war damals ein Hauptgewinn. Ausgerechnet während der England-Tournee der Band Ende 1989 gab der Motor seinen Geist auf. Nur mit großer Mühe und einigem Glück ließ sich an Ort und Stelle Ersatz beschaffen.

Antiqua aus Potsdam fuhr einen polnischen Kleintransporter der Marke Żuk. Allerdings hätte die Band ohne ihren gesellschaftlichen Träger die Spritkosten nicht bezahlen können. Der Motor schluckte nämlich auf 100 Kilometer 15 bis 20 Liter.

Die Bierfiedler aus Leipzig erwarben 1982, als Folkländers Wolga für die neue Besetzung zu klein geworden war, einen Kleinbus aus litauischer Produktion, von dem in der ganzen DDR angeblich nur fünf Stück zugelassen waren. Er hatte einiges unter der Haube und konnte locker acht Leute samt Equipment befördern, war aber nicht mehr taufrisch. Ersatzteile waren nicht nur Mangelware, es gab einfach keine. 1983 brannte er im Beisein der halben Band auf der A 24 nach Rostock aus.